Was ChatGPT alles nicht weiß: Die Grenzen künstlicher Intelligenz

Dinge, die ChatGPT nicht weiß.
Dinge, die ChatGPT nicht weiß: © OpenAI / DALL-E (generiert mit KI)
Mit fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung drängt sich für viele Beobachter die Frage auf: „Wozu noch menschliches Fachwissen?“ Wenn eine KI in Sekundenschnelle Antworten generieren kann – warum sollte man dann noch Experten hinzuziehen? In der Tat sind die Fähigkeiten von ChatGPT und anderen KI-Sprachmodellen bemerkenswert: Sie spucken auf Knopfdruck Texte aus, formulieren Aufsätze, entwerfen Marketing-Slogans oder dienen als virtuelle Assistenten. Doch an den Rändern dieser Möglichkeiten lauern Herausforderungen, die uns daran erinnern, dass menschliche Kompetenz nach wie vor unverzichtbar ist.

Die Illusion der Allwissenheit

Der Nimbus des „Allwissenden“ ist seit jeher Gegenstand menschlicher Faszination. Ob in der Antike, im Mittelalter oder in der Science-Fiction unserer Zeit – die Idee, auf jede erdenkliche Frage sofort eine präzise Antwort zu erhalten, erscheint verlockend. ChatGPT wirkt auf den ersten Blick wie die Verwirklichung dieses Traums. Mit einem simplen Befehl generiert das Modell nahezu jeden gewünschten Text. Dennoch bleibt die Technologie weit hinter dem Ideal unbegrenzter Weisheit zurück.

Einer der wesentlichen Gründe dafür liegt in der Struktur sogenannter Large Language Models. Diese basieren auf gigantischen Datenmengen, die aus dem Internet oder anderen Quellen stammen. Aus diesen Beständen an Texten lernt die KI statistische Zusammenhänge und Muster. Doch wo die Daten enden, endet auch das Wissen des Systems. Alles, was nie in seine Datenbanken gelangt ist, bleibt im Dunkeln. Ob streng vertrauliche Informationen, brandneue Forschungsergebnisse oder exklusive Branchenkenntnisse  das System kann nicht darauf zugreifen und somit keine Antworten liefern.

Vertrauliche Unternehmensinformationen

Gerade in der Beratungs- und Unternehmenswelt zeigt sich, wo die Grenzen der öffentlichen Daten liegen. Wer etwa exklusive Markteinblicke oder interne Strategien sucht, stößt schnell auf Bereiche, die ChatGPT verschlossen bleiben. Ein erfahrener Consultant weiß um die Dynamik bestimmter Branchen, hat Insiderkontakte und kann basierend auf persönlicher Erfahrung realistische Einschätzungen geben.

Vertrauliche Unternehmensinformationen – also alle sensiblen Daten, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind  werden naturgemäß nicht als Trainingsmaterial für KI-Modelle zur Verfügung gestellt. Kein Unternehmen würde seine streng gehüteten Geschäftsgeheimnisse publik machen. Somit ist es ausgeschlossen, dass eine KI wie ChatGPT Einblick in jene Informationen hat, die hinter verschlossenen Türen diskutiert werden. Ein menschlicher Experte hingegen kann nicht nur auf öffentlich zugängliche Quellen zurückgreifen, sondern verfügt oftmals durch Netzwerke, Kontakte und langjährige Berufspraxis über Wissen, das kaum in herkömmlichen Datenbanken zu finden ist.

Sichere Zukunftsprognosen – ein Trugschluss?

Eine weitere häufige Erwartung an KI-Systeme ist, dass sie Zukunftsprognosen liefern können, die über das hinausgehen, was menschliche Analysten imstande sind. Sicherlich sind maschinelle Lernalgorithmen hochbegabt darin, große Datenmengen auszuwerten und Muster zu erkennen, beispielsweise in Finanzmärkten, im Konsumentenverhalten oder in technologischen Trends.

Allerdings besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen Mustererkennung und zielsicherer Zukunftsvorhersage. KI kann Wahrscheinlichkeiten berechnen, Risiken bewerten und Tendenzen aufzeigen  doch ob ein bestimmtes Ereignis tatsächlich eintritt, hängt häufig von nicht quantifizierbaren Faktoren ab: politische Umwälzungen, unvorhergesehene Marktkorrekturen oder soziale Dynamiken, die sich nicht einfach in Statistiken abbilden lassen. Deswegen erfordert die ernsthafte Strategieentwicklung stets ein Zusammenspiel von Datenanalyse und menschlichem Urteilsvermögen. Letzteres ist unverzichtbar, um abzuwägen, welche Risiken akzeptabel sind und welches Szenario realistisch erwartet werden darf.

Wissenschaftliche Durchbrüche: Zwischen Daten und Kreativität

Dem Volkstraum einer „wissenschaftlichen KI“ zufolge könnte eine Maschine sämtliche vorhandenen Forschungsergebnisse analysieren, Lücken aufspüren und selbst bahnbrechende Erkenntnisse generieren. Tatsächlich haben KI-Methoden wie Deep Learning in vielen wissenschaftlichen Disziplinen zu einer enormen Beschleunigung geforschter Daten geführt. Manche Forscher setzen KI inzwischen ein, um Zellstrukturen in der Biologie zu modellieren oder neue Materialkombinationen in der Chemie zu testen.

Doch die Grenze verläuft dort, wo wissenschaftliche Neugier, kreative Hypothesenbildung und intellektuelle Innovation notwendig werden. Ein ChatGPT kann vorhandene Theorien brillant zusammenfassen, kann sogar beim Design von Experimenten behilflich sein, sofern es in den Trainingsdaten ähnliche Ansätze gab. Aber es ist keine denkende Entität mit eigenen Intuitionen, die verblüffend neue Ideen formuliert, ohne dass sie zuvor jemals in den Daten vorhanden waren. Wissenschaftliche Durchbrüche entstehen meist dort, wo Forschende – oft gegen den Mainstream  ungewöhnliche Wege einschlagen und Annahmen infrage stellen. Diese Art von schöpferischem Akt überschreitet die Grenzen rein statistischer Methoden.

Geheime Technologien und Spezialwissen

Ebenso verhält es sich mit streng gehüteten Technologien oder Spezialwissen, das nur in einem kleinen Kreis von Expertinnen und Experten kursiert. Ein gut ausgebildetes KI-System kann sämtliches Wissen der Welt durchsuchen – solange es öffentlich zugänglich ist. Doch was, wenn neue Patente noch nicht veröffentlicht wurden, wenn militärische Projekte in sicherheitsrelevanten Bereichen geforscht werden oder wenn bestimmte Verfahren nur im kleinen Team eines Start-ups entwickelt werden?

All das bleibt für ChatGPT so unsichtbar wie ein Buch, das nie gedruckt wurde. Tatsächlich entsteht gerade in innovativen Unternehmen oft jene Magie, die von keinem Algorithmus erfasst werden kann, weil die Datengrundlage schlicht nicht existiert. Ein hochspezialisierter Ingenieur, der seit Jahren in einer Nische forscht, kann nicht durch ein KI-System ersetzt werden, das keinerlei Zugriff auf dessen exklusive Erfahrungen und Erkenntnisse hat. Die Vorstellung, dass KI jegliches Spezialwissen absorbieren könne, verkennt die Realit von geistigem Eigentum und Betriebsgeheimnissen.

Die menschliche Intuition: Mehr als nur Daten

Es ist oft gesagt worden, dass KI zwar Text erzeugen, aber keine echte Kreativität und Empathie entwickeln kann. Dabei geht es nicht nur um eine philosophische Frage  sondern um handfeste Alltagssituationen. Ob in Führungsetagen oder in kreativen Branchen: Intuition, Erfahrung und „Bauchgefühl“ sind weiterhin wesentliche Faktoren für den Erfolg.

Bestimmte Entscheidungen beruhen weniger auf Daten als auf Einschätzungen menschlicher Psychologie, ungeschriebenen Regeln im sozialen Miteinander oder subtilen kulturellen Feinheiten. Während ChatGPT eine Fülle an Informationen liefern kann, fehlt ihm die Fähigkeit, im persönlichen Gespräch zwischen den Zeilen zu lesen oder zwischenmenschliche Stimmungen zu deuten. Viele Geschäftsabschlüsse kommen gerade aufgrund dieser weichen Faktoren zustande. KI hingegen filtert nur, was statistisch wahrscheinlich richtig oder passend ist, kann aber keine echte Beziehungsarbeit leisten.

Verantwortungsbewusstsein und Ethik

Angenommen, eine KI könne tatsächlich in jeder Hinsicht perfekte Ergebnisse liefern: Würde sie dann auch die Verantwortung für ihre Entscheidungen übernehmen? Wohl kaum. Maschinen handeln nach vorgegebenen Algorithmen und Regeln, doch moralische und ethische Verantwortung kann nicht an eine KI „delegiert“ werden. Ob Datenschutz, faire Arbeitsbedingungen oder weitreichende Konsequenzen für Gesellschaft und Umwelt – all diese Aspekte erfordern eine Auseinandersetzung, die sich nicht in mathematische Formeln und Wahrscheinlichkeiten pressen lässt.

Verantwortung setzt Freiheit voraus, und Freiheit setzt Bewusstsein voraus. Bisherigen KI-Systemen, einschließlich ChatGPT, mangelt es an beidem. So kann sich die KI nicht im moralischen Sinn für das entscheiden, was gut und richtig ist  sie kann nur das liefern, was als höchste statistische Wahrscheinlichkeit für korrekt gilt. Aber gerade in Branchen, die in hohem Maße reguliert sind, in denen menschliches Leben und Wohlbefinden auf dem Spiel stehen, kann eine solche mechanische Perspektive nie den komplexen moralischen Diskurs ersetzen.

Warum menschliches Fachwissen unverzichtbar bleibt

Damit stellt sich die Frage: Warum sollte ich dich beauftragen, wenn ich doch ChatGPT habe? Die Antwort ist, dass menschliche Expertise mehr ist als das Jonglieren mit Daten. Menschen kombinieren Wissen, das in keiner Datenbank steht, mit Erfahrung, Intuition, Empathie und Kreativität. Gerade dort, wo es um Strategien, Innovationen, exklusive Informationen oder ungesichertes Terrain geht, bleibt die menschliche Kompetenz der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.

Ein Berater, eine Analystin oder ein Forschender kann vertrauliche Informationen nutzen und in ein situatives Gesamtkonzept einbetten. KI kann hierbei ein Hilfsmittel sein  beispielsweise, um verfügbare Daten schneller auszuwerten oder bestehendes Wissen zu strukturieren. Doch wenn es darum geht, echte Durchbrüche zu schaffen, komplexe Zusammenhänge zu interpretieren und zu bewerten, ist der Mensch unersetzlich. Er oder sie ist es, der die letzte Verantwortung trägt, Risiken abschätzt und den Mut hat, unkonventionelle Wege einzuschlagen. KI folgt immer den Daten, der Mensch folgt oft seiner Vision.

Der Mehrwert jenseits maschineller Antworten

Was also ist der entscheidende Mehrwert, den ein Mensch gegenüber der KI bietet? Er liegt im Verstehen statt bloß im Wissen. ChatGPT kann Informationen „wissen“, im Sinne des maschinellen Abrufens. Doch das eigentliche Verstehen, das Einfügen in den passenden Kontext, das Ausloten aller Konsequenzen und das Vermögen, aus mehreren Optionen diejenige zu wählen, die unter Einbezug moralischer und gesellschaftlicher Werte am besten erscheint, ist etwas, das sich nicht in Datenmanifesten abbilden lässt.

Insbesondere in Situationen, in denen sich Märkte in rasantem Wandel befinden, Krisen ein schnelles Reaktionsvermögen verlangen oder hochsensible Entscheidungen getroffen werden müssen, ist es die persönliche Beratung, die entscheidend ist. Ein Mensch kann den Kunden, die Organisation, das soziale und politische Umfeld verstehen. Er kann Brücken bauen, Konflikte moderieren und Kompromisse aushandeln  kurz: Er kann Dinge leisten, die eine rein datengetriebene KI nicht vermag.

Schlussfolgerung: Wie viel wissen wir wirklich?

Die Faszination für ChatGPT führt uns vor Augen, wie weit KI-Systeme bereits fortgeschritten sind und doch, wie weit sie noch davon entfernt sind, den Menschen zu ersetzen.

Warum sollte ich dich beauftragen, wenn ich doch ChatGPT habe? Die Antwort ist ebenso einfach wie vielschichtig: Weil kein KI-System in der Lage ist, die menschliche Urteilskraft, intuitive Kreativität und empathische Kommunikation zu ersetzen. Weil echte Expertise nicht nur aus gelernten Mustern, sondern aus individuellen Erkenntnissen und praktischer Erfahrung erwächst. Weil wir trotz aller Begeisterung für Algorithmen immer wieder erkennen, dass entscheidende Durchbrüche nicht durch das Wiederholen von Daten, sondern durch das Infragestellen des Bestehenden entstehen.

Kurzum: KI kann viel, aber längst nicht alles. Es wird weiterhin fähige Menschen brauchen, die ihre klugen Köpfe zusammenstecken, Forschung betreiben, mutige Hypothesen aufstellen, Strategien entwickeln und Verantwortung tragen. Denn das, was ChatGPT nicht weiß, ist genau das, was den Unterschied macht zwischen reinem Informationsabruf und wahrhaftigem Fortschritt.

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